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Die Burg Kagenfels erzählt ihre Geschichte …
Mit meiner Erbauung begann man 1262 während des großen Interregnums in der Zeit zwischen 1250 und 1273, als es im Deutschen Reich keinen allgemein anerkannten König gab. Walter von Geroldseck, Bischof von Straßburg, führte zu jener Zeit Krieg gegen die Stadt Straßburg und gab seinem bischöflichen Ministerialen Albrecht Kage den Auftrag, mich zu erbauen.
Ich bin eine im tiefsten Wald von Oberehnheim (Obernai) auf dem Gebiet des Deutschen Reiches erbaute „kleine“ Burg. Die konfliktträchtige Errichtung wird erst 1289 vom König Rudolf von Habsburg legalisiert.
Es ist nicht bekannt, wie lange ich im Besitz der Kagen bleibe. Ende des 14. Jahrhunderts gehe ich in den Besitz von Friedrich von Stahel von Westhoffen und Albrecht von Schoenau über. Später, um 1393 werde ich Gemeinschaftseigentum der Brüder Klaus und Kuno von Neuweiler sowie Hesso Heintz von Ebenheim und Friedrich Stahel von Westhoffen. 1424 werde ich Lehen des Bischofs von Straßburg.
Erwähnenswert ist, dass ich in meiner bewegten Geschichte binnen 40 Jahren nicht weniger als viermal belagert wurde (1383, 1390, 1397 und 1424). Die Verwendung von Belagerungsgeschützen verschiedener Kaliber wurde durch Ausgrabungen bestätigt (es wurden Teile von vollkommen runden Kanonenkugeln aus Sandstein an verschiedenen Stellen innerhalb der Wehrmauern gefunden, mit rekonstruierten Durchmessern von 14 bis 26 Zentimetern). Diese Geschütze wurden vermutlich anlässlich der Belagerung von 1424 benutzt, als sich die Truppen des Bischofs von Straßburg, Wilhelm von Dienst, mit jenen von Ludwig von Lichtenberg vor meinen Mauern vereinten.
1406 werden meine Gebäude durch einen unbeabsichtigten Brand zerstört, verursacht durch die Nachlässigkeit meiner Wächter bei einem Bad von Bediensteten. In äußerst erbärmlichem Zustand gehe ich kurz nach 1424 in den Besitz von Heinrich von Hohenheim, Viztum des Bischofs von Straßburg, über, der umfangreiche Arbeiten vornehmen lässt, wodurch der Bau eines Sägewerks in der Nähe der Burg erforderlich wurde.
Nach Heinrichs Tod im Jahr 1451 wohnt sein Sohn Anton gelegentlich bis ungefähr 1474 in meinen Mauern. Ich diene, wie auch mein großer Bruder, die Hochkönigsburg, als Stützpunkt für verschiedene Raubzüge (1474 nimmt Anton neun Oberehnheimer fest, sperrt sie in meine Kerker ein und beschlagnahmt ihre Pferde).
Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt gehe ich in den Besitz des Geschlechts der Uttenheim zu Ramstein über, die ebenfalls größere Umbauarbeiten vornehmen und mich dem Fortschritt der Artillerie anpassen.
Im Jahr 1559 werde ich an Lucas von Visebock, genannt „Zeck“, den großen Vogt der Grundherrschaft von Weiler (Villé) weiterverkauft. Er verlegt seinen Sitz in meine Mauern und eignet sich meinen Namen „zu Kagenfels“ an.
Zeck lässt verschiedene Wirtschaftsgebäude bauen und verkauft mich anschließend mit allen Ländereien und Gebäuden an die Stadt Oberehnheim.
Obwohl ich teilweise in Trümmern liege, zeugen verschiedene Dokumente davon, dass ich bis 1599 bewohnt war; zu diesem Zeitpunkt errichtet der Zimmermann von Oberehnheim noch eine Scheune.
Wahrscheinlich werde ich während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) aufgegeben. Im Jahr 1664 werde ich als Ruine erwähnt und im Jahr 1684 werde ich als aufgegeben beschrieben, da von mir nur noch ein Trümmerhaufen übrig geblieben ist wie bei allen Burgen in den Bergen. Nach und nach gerät mein Name in Vergessenheit.
Erst 1828 identifiziert J.-C. Schweighauser meine Überreste als jene der Burg Kagenfels.
Man bezeichnete mich als „kleine“ Burg Kagenfels. Heute zeige ich mich in meiner tatsächlichen Größe. Die freigelegten Strukturen bezeugen, dass die aufeinander folgenden Besitzer der Burg sich immer wieder bemüht haben, mich mit hohen Kosten zu modernisieren, obwohl mein Wohngebäude über Jahrhunderte hinweg eines der kleinsten im Elsass geblieben ist.
Die Größe der Wehranlagen im Verhältnis zu meinem Wohnsaal, der bis zu meinem Ende trotz Aufstockung immer sehr klein blieb, ist außergewöhnlich.
Dennoch sollten die zahlreichen und unterschiedlichen Wehranlagen nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich trotz meiner bescheidenen Größe und meines entlegenen Standorts ein relativ bequemer Wohnsitz war. Mein Wohngebäude schließt eine kleine Privatkapelle ein und Ausgrabungen haben Ofenkeramikfragmente von außerordentlicher Qualität ans Tageslicht gebracht.
Dadurch wird bezeugt, dass gelegentlich einflussreiche Persönlichkeiten in meinen Mauern wohnten und ich ihnen für ihre jeweiligen Bestrebungen als Stützpunkt oder als Schutz gedient habe.